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                     "Echte Kunst macht man nur für sich selbst. Alles andere ist Propaganda." Christo

Das Gespräch führte und dokumentierte unserer Freundin Barbara Ludewig

https://www.lebenskompetenzzentrum.de

 

Luise: Solange ich mich entsinne, faszinieren mich Kunst und Biologie. Das waren meine Lieblingsfächer bereits in der ersten Klasse und später hab ich auch beides studiert. Damit war die Naturfotografie wie in mir angelegt. Und natürlich hab ich auch gestalterisch einiges aus dem Kunststudium in Stuttgart und Mainz mitgenommen. Aber fotografiert habe ich außer-halb der Uni, anfänglich auf den Kameras von Freunden. Schon bald  kaufte ich mir eine eigene, die Nikon F301. Die fand ich sehr cool. Und damit hab ich mich langsam an meine Sicht auf die Dinge herangetastet. Dabei blieben auch mir die ersten 10.000 Bilder an Erfahrung nicht erspart.

Luise: Ich entwickele mich immer mehr hin zu dem, was für mich wirklich wesentlich ist – ob in der Malerei oder auch beim Fotografieren. Mittels Reduktion essentielle Bildelemente in der Natur sichtbar zu machen und damit deren Schönheit hervorzuheben, ist mir ein Anliegen. Bei der En Passant-Serie, das sind die verwischten Bilder, sind für mich beispielsweise die Felsenwand und die orangenen Birken im Vordergrund wesentlich. Und alles Unwesentliche kann ich mit dem Bewegen der Kamera wie wegwischen, also unkenntlich machen. Was bleibt, ist dieser ganz besondere Farbeindruck. Bei den Bildern mit den Stämmen sind es die Querverästelungen, die ich als störend empfinde. Indem ich die Kamera von oben nach unten ziehe, werden sie unsichtbar. Das Wesen der Baumstämme erfasse ich. 

Luise: Ich fotografiere häufig quick and dirty. Das heißt, mir fällt etwas ins Auge, ich nehm die Kamera und drücke ab. Ein bis zwei Aufnahmen, üblicherweise nicht mehr. Ob mir ein Bild gelungen ist oder nicht, merke ich meistens in dem Moment, in dem ich das Bild mache. Dann weiß ich, etwas eingefangen zu haben, was ich einfangen mochte. Zumindest die berechtigte Hoffnung stellt sich ein. Und das freut mich in dem Moment natürlich sehr. Freue ich mich nicht, ist auch das Bild nichts. Darauf kann ich mich mittlerweile ganz gut verlassen. 

Zu zweit mit der Faszination Naturfotografie unterwegs zu sein, ist einfach schön. Wir haben auch immer nur eine Kamera dabei und das heißt auch, warten können müssen. Klar gibt es Momente, in denen wir sie am liebsten sofort selbst nutzen würden. Und dann hat sie der oder die Andere. Dafür aber zwei Ausrüstungen mitzuschleppen, macht keinen Sinn. Außerdem wird sich ja gerade um das Motiv gekümmert. Damit entziehen wir uns auch ein Stück weit der permanenten Jagd nach Bildern. Und der Blick kann absichtslos auf der Natur verweilen. Und ebenso klar ist: Es ergeben sich endlos viele neue Momente. 

 

Wir entscheiden uns vorab, was wir an Ausrüstung mitnehmen. Auch das gehört für uns zur Reduktion. Denn schließlich sind wir vor allem leidenschaftliche Wanderer und häufig sehr sportlich unterwegs. Klar fehlt uns auch mal ein Objektiv oder Stativ. Und natürlich ist das auch ärgerlich und gleichzeitig nicht zu ändern. Besser, als mit allem auf alles gefasst zu sein. In der Natur brauchen wir vor allem die Freiheit. Davon leben unsere Bilder. Und zum Glück müssen wir von unseren Bildern nicht leben und dürfen Eindrücke auch einfach in uns tragen.

Carsten: Mit meiner ersten Spiegelreflexkamera dokumen-tierte ich zunächst vor allem mein Leben. Das änderte sich entscheidend mit meinem Biologiestudium, der Pflanzen-kunde, neuen Objektiv-Linsen und vor allem der Digitalfotografie. Eine Aufnahme direkt ansehen zu können, faszinierte und inspiriert mich. Es spornte mich an, mehr auszuprobieren. Zu der Zeit las ich viel über Fotografie und setzte mich intensiv mit der Frage auseinander, was den Reiz und die Schönheit eines Bildes ausmachen. Dieser Spur folge ich bis heute im Bereich der Pflanzen, Landschaften und Stimmungen. Eine Passion, die wohl nie enden wird.

Carsten: Am liebsten nehme ich mir ganz viel Zeit, auch wenn das leider viel zu selten vorkommt.  Dann ist das wie ein Versenken und ich kann den Alltag vergessen.  Ich freue mich, in der Natur zu sein, durch den Sucher zu gucken und Neues zu entdecken. Das kann eine Farbkomposition sein oder ein Detail, wie ein Staub- oder Blütenblatt, ein bestimmter Lichteinfall, auch Landschaft. Damit möchte ich vor allem berühren und den Betrachtern einen intensiveren Bezug zur Natur ermöglichen. Wenn das ein Bild schafft, dann halte ich es für gelungen. 

Glücklicherweise sind wir uns meistens einig darüber, ob ein Bild gelungen ist oder nicht. Dabei zählt nicht, wer das Foto gemacht hat. Meistens lässt sich das sowieso nicht mehr ganz eindeutig zuordnen. Selten, dass wir uns uneins sind. Und dann können wir das Foto in der Regel auch schon löschen. Insgesamt 90 Prozent unserer Aufnahmen befinden wir am PC für nicht stark genug. Das heißt, die kommen weg. Etwa 10 Prozent behalten wir und mit denen beschäftigen wir uns weiter. 

 

Für mich ist das total schön, dass Carsten sich um diesen ganzen technischen Kram kümmert, Lightroom installiert, Objektive kauft, Kameras anschafft und mehr. Das interessiert mich null.  Ich hab überhaupt keine Lust mir die ganzen Testberichte oder Anleitungen durchzulesen. Am liebsten probiere ich einfach aus und freue mich, wenn Carsten wieder was Schönes gekauft hat, das einfach tolle Bilder macht. Und dafür bin ich  ihm auch wirklich dankbar.